Berichte von der Oderfront - Teil 2
Erlebnisberichte von der Oderfront im 2. Weltkrieg
zur Kenntnis, Erkenntnis und Mahnung
Auszüge aus Büchern von den Kämpfen um Vogelsang
Zusammengestellt von Bernhard Lehmann Vogelsang (Jahrgang 1930)
Sie wurden in der alten Rechtschreibform und wörtlich übernommen. Die Genehmigung des Verlages Gerald Ramm Woltersdorf/Schleuse wurde eingeholt.
1. Durchbruch an der Oder
Tony Le Tissier, Der Vormarsch der Roten Armee 1945, Verlag Ullstein
Seite 59
Katukow (Generaloberst der 1. Gardekorps der 1. sowjetischen Garde-Panzerarmee), beschrieb die Kämpfe bei Kunersdorf als die heftigsten, die während der Weichsel-Oder-Operation stattgefunden hätten, genau auf dem Gelände des Schachtfeldes, wo 1759 die verbündeten Russen und Östereicher „Friedrich den Großen" besiegt hatten.
Alte Oderbrücke in Frankfurt(Oder)
Foto: Lehmann
Die Deutschen zogen sich später etwa einen Kilometer weit zurück und bildeten um die Dammvorstadt von Frankfurt am
Ostufer der Oder einen Brückenkopf. Dieser hielt sich bis zur Nacht vom 21. auf den 22. April, als sich die Verteidiger
befehlsgemäß zurückzogen und die Oderbrücke gesprengt wurde.
Gemäß Tagebuch des Festungskommandanten ist der korrekte Zeitpunkt der Sprengung 19.4.1945 5:29 Uhr. >
Noch weiter südlich erreichte die 33. Sowjet- Armee über Ziebingen die Oder und errichtete am Westufer bei Vogelsang, unmittelbar nördlich von Fürstenberg (O), einen weiteren Brückenkopf. Deutsche Alarmeinheiten wurden in verzweifelte Gegenangriffe geworfen. Sie konnten die sowjetischen Truppen aber nicht mehr aus dem Brückenkopf verdrängen. Von den 135 Soldaten einer Kompanie junger Wehrmachtsrekruten waren nach einer Woche nur noch 13 am Leben. Den Sowjets kam es vor allem darauf an, die Brückenköpfe am Westufer der Oder zu errichten, bevor der Gegner dieses natürliche Hindernis besetzen und verteidigen konnte.
Christian Gädtke, Schütze der Kampfgruppe "Schill", schilderte nach Ankunft seiner Einheit bei Vogelsang die Lage folgendermaßen:
"Zwischen Vogelsang und Fürstenberg waren die Russen etwas weiter vorgedrungen und sperrten so die Reichsstraße 112
zwischen dem nördlichen Stadtrand von Fürstenberg sowie dem Südteil des Dörfchens Vogelsang. In und um den
Ort wurde gekämpft, die Front verlief mitten hindurch.
In dem umkämpften Gebiet gab es eine Kohlengrube, und auch dort hatten sich die Russen festgesetzt.
Nördlich von Vogelsang war die Reichsstraße 112 in unserer Hand. Hier verlief unsere Linie entlang dem Waldrand, östlich der Straße.
Noch hatten die Russen keine schweren Waffen auf dem diesseitigen Oderufer; jedoch war eine Brücke nördlich
Fürstenberg im Bau. Auf dem östlichen Ufer, auf und hinter dem Oderdeich, war leichte und mittlere Artillerie
in Stellung gegangen, vor allem waren Panzer und Sturmgeschütze in Hinterhangstellung eingegraben. Die fehlende Artillerie
auf dem hiesigen Ufer wurde ersetzt durch eine zunehmende Zahl von Granatwerfern. Hinter dem Oderdeich drüben standen
zudem noch etliche Batterien von Raketenwerfern: die hochgefürchteten „Stalinorgeln"!
Auf unserer Seite sah es kläglich aus. Einige zusammengewürfelte Infantrieeinheiten lagen am Waldrand und in Vogelsang,
es waren zumeist Landesschützen oder Ersatzeinheiten, kaum daß an einer Stelle eine kampffähige Kompanie
anzutreffen war. Bis auf einige kümmerliche, alte I.IG (/,5 cm, kurzrohrig) gab es keine Artillerie, keine Flak, keine Pak.
Ab und zu fuhr eine Batterie auf, feuerte ein paar Salven und wurde wieder verlegt. Irgendwo weiter im Hinterland standen
einige 20 cm-Haubitzen, die ballerten alle paar Tage mal in Richtung Oder und versuchten, die entstehende Brücke zu treffen.
Die Luftwaffe trat ein- oder zweimal mit einer Kette Ju-87 (Stuka) in Erscheinung, und einmal erschienen zwei oder drei Me-109.
Der Rest von der gesprengten Oderbrücke
Foto: Lehmann
Unsere vier abgetakelten, ausgeleierten Kurzrohr- Sturmgeschütze, seit mindestens vier Jahren nicht mehr fronttauglich, stellten
keine überzeugende Streitmacht dar. Sie sollten es in der Tat auch nicht mehr lange mitmachen. Außer uns gab es eine
Batterie 10,5-cm-Sturm-Haubitzen und ein paar Tage später sollte noch eine Panzerjäger-Abteilung mit Sturmgeschützen
IV (7,5 cm Langrohr) hinzukommen. Aber auch davon waren wir nicht sehr überzeugt."
Horst Wike, SS-Funkfeldwebel der 32. Freiwilligen-Grenadier-Division, berichtete dagegen:
"Zu den den offiziellen Verbindungen, aber wirksameren „Buschtelegraphen" auf deutscher Seite, hätten
am 4. Februar in diesem Frontabschnitt folgende Artilleriekräfte zur Verfügung gestanden: eine Batterie 15-cm-Kanonen, eine
Der Erlenhof, wo sich ein kleiner Brückenkopf befand
Foto: Lehmann
Flakabteilung der Luftwaffe mit doppelläufigen 8,8-cm-Kanonen, eine Reichsarbeitsdienst-Batterie mit 8,8-cm Kanonen, mehrere
Flak-Batterien mit 3,7-cm und 8,8-cm Kanonen und eine weitere mit 12-cm Kanonen sowie die Batterie des Granatwerfer-Regiments 360 in
der Nähe von Diehlo. Die Versorgung mit Munition war allerdings sehr problematisch, mit Ausnahme der Flak-Munition,
die jederzeit aus Berlin angefordert werden konnte, sofern sich genügend Kraftstoff für entsprechende Transportfahrzeuge
fand. Die wichtige Oderbrücke südlich von Fürstenberg wurde am Nachmittag des 4. Februar gesprengt, dabei wurde
ein deutscher Pionier getötet. Er sprang vor den anrückenden sowjetischen Panzer aus Kloppitz in den letzten Sekunden
Der Eichwald, grenzt unmittelbar
an der gesprengten Brücke
Foto: Lehmann als die Zündung versagte, mit einer Hangranate in die Sprengkammer der Brücke. Der 33. Roten-Armee gelang aber am 5. Februar,
direkt südlich der gesprengten Brücke, trotzdem die Überquerung der Oder und die Bildung eines kleinen Brückenkopfes
am Erlenhof."
Seite 110/111
Die Südflanke
Der Eichwald bei Frankfurt(Oder)
Am 13. Februar besuchte Reichspropagandaminister Goebbels die Garnison Frankfurt in Begleitung von General Busse. Festungskommandeur Oberst
Ernst Biehler, war wie Busse, ein gebürtiger Frankfurter. Die Truppenstärke der Stadt belief sich auf etwa 30.000 Mann,
100 Geschütze, 22 mobile und 25 eingegrabene Panzer.
Der Grund von Goebbels` Besuch war, daß er sich selbst ein Bild von der Lage an der Front machen und die Soldaten zu größeren
Anstrengungen anspornen wollte, um den Brückenkopf als Ausgangsbasis für einen Vorstoß auf Posen zu halten. (Posen fiel
am 22. Februar nach fünfwöchiger Belagerung, wodurch mehr russische Soldaten für die Oderfront frei wurden.)
Gelände um Buschmühle,
schwere Kämpfe um den BrückenkopfUnmittelbare
Folge dieser Ermahnungen war ein Angriff, der am folgenden Tag durch Alarm-, Polizei- und Volkssturm-Einheiten von Güldendorf und Lossow
aus gegen den Eichwald-Brückenkopf geführt wurde, der aber im Artilleriefeuer der Sowjets vom Ostufer aus stecken blieb. Im Verlauf
des Gefechts zerstörte eine Granate einen Straßentunnel unter dem nördlichen Eisenbahndamm an der Lossower Kurve. 86 Mann
mit einem Sturmgeschütz, die dort Schutz gesucht hatten, wurden verschüttet und getötet.
Weiter südlich, nahe Fürstenberg, wurde Ernst-Christian Gädtkes Sturmgeschütz-Einheit am 10. Februar in 1. Kompanie
der SS-Panzerjagd-Abteilung 32 umbenannt, die der neugegründeten 32. SS-Panzergrenadier-Division "30. Januar" angehörte.
Dieses neue Bataillon bestand zum Großteil aus ehemaligen Mitgliedern der 16. Panzergrenadier-Division "Reichsführer SS",
die von Korsika und Sardinien abgezogen waren und über moderne Sfl IV verfügten".
Am 28. Februar 1945 konnten deutsche Einheiten den größten Teil Vogelsangs zurück erobern. Nachfolgende Versuche jedoch,
den restlichen Ort zu befreien, scheiterten unter schweren Verlusten, vor allem wegen der fehlenden Unterstützung durch schwere Waffen.
Inzwischen versuchten die Sowjets den Ort einzunehmen, um somit näher an Fürstenberg heranzukommen. Doch beiden Seiten fehlte es
an Kampfkraft, um das gesteckte Ziel zu erreichen.
Vermuteter Standort der Behelfsbrücke Aurith
Foto: Lehmann
Seite 187
Im Zentrum, gegenüber dem Brückenkopf Aurith, vom Kanal bis unmittelbar nördlich von Fürstenberg, lag SS-Oberst Hans Kempins 32. SS-Freiwilligen-Grenadier-Division "30. Januar", mit Gefechtsstand Rießen. Sie bestand aus den SS-Freiwilligen-Grenadier-Regimentern 86 "Schill", 87 "Kurmark" und 88 "Becker", jeweils zu zwei Bataillonen, sowie dem SS-Artillerie-Regiment 32 mit nur noch drei Abteilungen zu zwei Batterien. Ihre Stellungen lagen sehr günstig, zum Teil in drei vorbereiteten Verteidigungslinien, direkt hinter flachem Wiesenland. Nur um Wiesenau war die Sicht durch Buschwerk und bei Vogelsang sowie beim Kraftwerk, nördlich dieses Ortes, durch kleinere bewaldete Flächen behindert."
2. "Gott mit uns"
Kriegserlebnisse aus Brandenburg und Berlin,
Verlag: Gerald Ramm, Woltersdorfer Schleuse, 2005
Seite 159/160
"Als Heimaturlauber an der Oderfront
von Walter Beier
Die Brücke jetzt
Foto: Lehmann
Frankfurt (Oder) Buschmühlenweg:
"Auf und hinter der Hügelkette in Richtung Lossow standen Nebelwerferbatterien und "Achtacht", die aber nur hin und
wieder das Feuer der Russen erwiderten. Später kam noch eine Werferbatterie 502 hinzu. In diesen Tagen wurde auch ein Bahnbrückentunnel
bei Lossow (Lossower-Kurve) der zur Sprengung vorbereitet war, von einer russischen Granate getroffen.
Der Bericht ist insofern sehr tragisch, da sich in diesem Tunnel Dutzende von Soldaten, Verwundeten, Sanitätspersonal und sogar ein Sankra
Foto: Lehmann befanden. Der Tunnel flog auseinander, zerfetzte und verschüttete Mann und Maus. Später wurde die Stelle im Bahndamm begradigt und
Gleise wieder darüber gelegt. Erst in den sechziger Jahren hat man die Toten und die verschütteten Fahrzeuge geborgen und eine neue
Brücke gebaut."
Anmerkung der Redaktion:
1960 wurden 86 Tote entdeckt, von denen 56 sofort namentlich unter anderen an noch nicht verrotteten Soldbüchern identiviziert werden konnten.
Weitere Untersuchungen anhand der Erkennungsmarken erfolgten späterhin. Es handelte sich meistens um Panzergrenadiere sowie Angehörige
der Standarte "Feldherrenhalle" und der Division "Prinz Eugen". Einer der ausgegrabenen Pkw, ein VW-Kübel, trug die
Kennung "SS 315133 Dienststelle der Feldpost Nr 48940A" Die Liste der Toten und weitergehende Informationen können der Schrift
"Ein unbekannter Kamerad", Verlag Gerald Ramm, 2. Auflage, entnommen werden.
Übersichtskarte von der Südflanke der Oderfront
Foto: LehmannSeiten 164/166
Kompanieführer der 13. Kompanie des Regiments 88 der "32. SS-Division"
von Helmut Schwarz
Foto: Lehmann
"Schon ab dem 2. Februar wurden erste Abteilungen der Division ostwärts Frankfurt (O), Brieskow-Finkenheerd, Ziltendorf, Vogelsang
und Fürstenberg eingesetzt, um den russischen Brückenkopf einzudrücken.
Schwer in Erinnerung ist mir noch das fertige, aber nicht mehr in Betrieb gegangene Kraftwerk Vogelsang. Oft wurde versucht, die Schornsteine
zu zerstören, aber es gelang nicht, die russischen Beobachter von diesen Schornsteinen zu vertreiben, noch die Betonkolosse zu kippen.
Von denen wurde das Feuer auf die deutschen Stellungen in Richtung Vogelsang gelenkt. Der Ort wurde dadurch sehr gezielt beschossen. Die
Front verlief zeitweise mitten durch das Dorf, welches mehrfach den Besitzer wechselte. Das Kraftwerk Finkenheerd hingegen, was etwas
nördlicher lag, wurde selbst nie beschossen.
Am 2. März 1945 mußte Vogelsang vom Regiment Schill fluchtartig zu drei Viertel geräumt werden. Augenblickliches war passiert!
Durch die hohen Ausfälle kam ständig neuer Ersatz von Panzergrenadieren zur Truppe, die von einem aus Prag kommenden Kommandeur
ausgebildet wurden. Kommandeur Bartels, der sich schon in Prag "einen Namen gemacht hatte", ordnete an der Oderfront Formalausbildung
an, wie "Vorbeigehen in gerader Haltung" und "Grüßen eines Vorgesetzten". In dieser Zeit blieb jedes MG unbesetzt
und nur ein einziger Zug sicherte die Hauptkampflinie. Die Ausbildungsfläche war, wie alle wußten, von den Schornsteinen gut einsehbar.
Die etwaige Ortsmitte von Vogelsang
Die Russen sahen sich dieses Spielchen zwei Tage lang an, dann schlugen sie zu, als die Ausbildung in vollem Gange war. Eine Flucht setzte ein,
die erst an einer Panzersperre in der Ortsmitte von Vogelsang zum Stehen kam. Der Ort blieb verloren, der Kommandeur wurde sofort abgelöst
und in hintere Linien versetzt. Am 4. März wurde zum ersten Gegenstoß angesetzt. Neunundsechzig eigene Tote, aber der Ort blieb in
russischer Hand. Eine Pioniereinheit wurde in Schernsdorf ausgebildet, um ganz speziell gegen Vogelsang und vor allem gegen die beiden Schornsteine
vorzugehen. Doch auch diese Pioniere setzten sich aus unerfahrenen Männern zusammen. Die "Modellausbildung" im Hinterland war
lächerlich. Schon am 2. März war die Entscheidung bei einer Kommandeursbesprechung gefallen. Der nächste Angriff wurde auf den
11. März 6:15 Uhr festgelegt. Auf der Rückfahrt von dieser Besprechung wurde der Kommandeur des Art. Reg. "30. Januar" bei einem
Verkehrsunfall tödlich verletzt. Dieser Unfall sollte sich fatal auf die geplante Operation auswirken. Die Artillerie und Flak wurden trotz
des neuen Kommandeurs nicht von ihren Aufgaben unterrichtet. Der große Feuerschlag blieb aus. Auf Nachfrage wurden lediglich zwei mal sechs
Granaten abgefeuert und weckten den Gegner nun erst recht auf. Die frisch eingetroffenen Pioniere und Grenadiere des Pionierbataillons 32, darunter
viele ungarische Freiwillige und zwei weitere Pionierzüge, stürmten die feindlichen Gräben. Sie flogen mit den ersten von ihnen
genommenen Stellungen in die Luft. Alles war sorgfältig vermint gewesen! Die feindliche Artillerie fetzte dazwischen. Ein Blutbad! Nach 10 Minuten
war der Stoßtrupp erledigt. Die Hälfte der Männer gefallen! Allein das Regiment Schill hatte 67 Tote. Viele der Opfer konnten
nicht identifiziert werden, weil sie alle ihrer Papiere vor dem Angriff abgeben mußten."
Seite 167
Standort der Brücke bei Rautenkranz mit dem
damaligen Brückenkopf am westlichen Ufer
"Die tragische Begebenheit mit dem unfähigen Kommandeur Bartels, der nunmehr in die dritte Auffangstellung an die Wegespinne von Rießen
versetzt worden war, sollte noch kein Ende finden. Hier befanden sich zu dieser Zeit zwei Kompanien des SS-Ausbildungs- und Ersatzbatailons 9 aus
Stralsund, die jener Vorgesetzte befehligte. Als die Russen nach der Offensive am 16. April die Brücke bei Rautenkranz im Divisionsabschnitt der
286. Infantriedivision, speziell des Fahnenjunkerregiments 1237 (Major Greßler) überschritten hatten und zügig auf diesen Punkt
vorstießen, kam es zu einer erneuten Kommandeurssitzung. Hier wurden gemeinsame Gegenmaßnahmen besprochen. Der Gegner sollte über
den Kanal zurückgeworfen werden. Die deutschen Stellungen waren in einem Vorderhang eingegraben. Die Russen behaupteten sich in einer Bodensenke
Gedenkstein für die 226 gefallenen
deutschen Soldaten
Foto: Lehmann
in einem Wäldchen. Der Kommandeur Bartels befahl den infantristischen Frontalangriff auf das Wäldchen. Für den zugführenden
Rießener Friedhof mit Grabmal
deutscher Soldaten
Foto: Lehmann
Hauptscharführer Bräutigam war dies ein "ins offene Messer rennen". Er widersetzte sich dem Befehl und wurde als "Feigling"
bezeichnet. Daraufhin erschoß er seinen Vorgesetzten vor versammelter Mannschaft wegen unsinniger Befehlsausgabe. Der Angriff begann am 18. April
aus flankierter Deckung und gelang. Der Russe wurde über den Kanal zurückgeworfen. Bräutigam fiel auf dem Rückweg von diesem Einsatz.
Er wurde auf dem Rießener Friedhof begraben."
Seite 254
Die SS-Werfer-Abteilung 505
"Am 4. Februar 1945 wurde von der SS-Werfer-Ausb. u. Ers.Abt. Lübbinchen unter Führung des SS-Ustuf Vahldick eine schwere Werfer-Batterie
zusammengefaßt und der Div. "30. Januar" bei Ziltendorf zugeführt. Die Batterie besaß drei Werfer Kaliber 30 Zentimeter und einen
Werfer 21 Zentimeter, allerdings insgesamt nur 90 Granaten. Bereits am 5. Februar war die Truppe zusammen mit der Werfergruppe "Kreischer" im
Einsatz gegen Ziele um Gut Ziltendorf und in Vogelsang. Nach acht Tagen wurde das Personal durch völlig unerfahrene Neuzugänge ersetzt.
Munition wurde in kleinen Mengen "illegal" besorgt, um überhaupt einsatzfähig zu bleiben. Vahldick geriet bin große Bedrängnis,
als ihm vom SS-Art.Rgt.Kdr. "30. Januar" das Beschießen der Kraftwerksschornsteine von Vogelsang befohlen wurde, auf denen russische
Beobachtungsposten saßen. Der angegebene, weit einzusehende Feuerstellungsraum hätte nach der ersten Salve die sofortige Eigenvernichtung zur
Folge gehabt. Das SS-Oberkommando beherzigte die Standpunkte der Werferbatterie-Leitung und sah vom Einsatz ab, zumal die Munition nicht im genügenden
Umfang zu beschaffen war. Bereits im letzten Drittel des Februar war die letzte Granate verschossen und die Abteilung wurde aufgelöst."
Seite 296/297
Bei der 32. Panzer-Jagd-Abteilung
von Horst Haufschild
"Unsere Abteilung setzte sich aus Angehörigen der Sturm-Geschütz-Abteilung der 16. Division "Reichsführer SS" zusammen, erkenntlich durch den Ärmelstreifen. Batteriechef war zuerst Ostuf. Höfer. Der aber ist schon am ersten Abend durch Kopfschuß gefallen. In Ziltendorf haben wir Sprit und Sprenggranaten geladen, die nicht für gepanzerte Ziele geeignet waren. Den mieserabelsten Einsatz, der insgesamt drei Tage andauerte, erlebte ich schon am 5. Februar 1945 bei Vogelsang. Weder Artillerie noch Werfer unterstützten die wenigen Infantristen, die neben unseren Sturmgeschützen in den Tod liefen. Sie wurden abgeschossen wie die Hasen. Hierbei fielen auch Hofer und Horst Lange. Außerdem verbrannten noch zwei Besatzungsmitglieder in ihren Sturmgeschützen. Wir haben die vier am Bahnübergang Ziltendorf neben dem Batteriegefechtsstand begraben.
In einem Brief aus Guben schreibt ein 16-jähriger Rekrut, der diesen Angriff mitmachte, an seine Mutter: "Wir sind an der Oder angekommen und sollen bei Fürstenberg/Vogelsang den Brückenkopf eindrücken. Am 6. machten wir den 1. Angriff. Da waren von unseren 135 Mann der Kompanie noch 51 da. Die anderen tot oder schwer verwundet. Am nächsten Tag waren wir noch 27. Alles ist gut an mir vorbei gegangen, wenn doch bloß nicht die vielen toten Kameraden wären. Was werden ihre Mütter sagen...? (Anmerkung des Autors: Nach einer Woche Fronteinsatz waren von dieser Abteilung Jungrekruten, alle des Jahrgangs 1928/29, nur noch 13 am Leben.)"
Südseite vom Kraftwerk, Tor zum Kraftwerk
Foto: Lehmann
"Am 10. Februar machten wir den ersten großen Angriff auf das Kraftwerk in Vogelsang. Mit Sturmgeschützen wurde versucht, das mächtige
Eisentor einzuschießen. Es mißlang. Der Russe beschoß das erste Sturmgeschütz mit Panzerbüchsen aus dem Gebäude. Dann
versuchte das Sturmgeschütz das Tor einzudrücken. Wiederum ohne Erfolg. Ein ganzer Tag verging, ohne das wir überhaupt in das Kraftwerksgelände
hineinkamen. Am Nachmittag wurden von einem Lkw lange Bohlen ausgelegt und ein Sprengpanzer "Goliath" rollte herab. Jetzt glaubte man den Stein
des Weisen gefunden zu haben.
Foto: LehmannEin Soldat vom Sprengkommando führte den kleinen Panzer zum Tor, wie einen Hund an der Leine. Kurze Zeit darauf eine
gewaltige Explosion. Vom Kriechpanzer und dem Soldat war nur noch ein gewaltiges Loch in der Erde zu sehen. Ein sowjetischer Panzerbüchsenschütze
hatte vermutlich das Sprengfahrzeug getroffen und somit eine Explosion ausgelöst, wobei unser Kamerad getötet wurde. Alle standen ratlos herum und
die Russen beschossen uns derweil mit Granatwerfern. Als es dunkel wurde, zogen wir unverrichteter Dinge ab. Für die Russen waren die Ausguckschornsteine
von großer Bedeutung und sie verteidigten sie verbissen."
"Unser Zug lag mit den Sturmgeschützen im Wald vor Wiesenau zwischen Straße und Bahndamm. Diese Stellungen wurden laufend von IL 2 Fliegern, die von Norden kamen, mit Bordwaffen beschossen. Wir besorgten uns eine Zwei-Zentimeter-Flak und wollten das nächste Ding damit erledigen. Als wir so lauerten, ertönte lautes, heulendes Motorgebrumm einer Me 1o9. Wir dachten zunächst, der Russe hätte sie erwischt und sie ging zu Boden. Doch da rauschte sie auch schon heran. Unter ihr hing eine Ju 88. Wir hatten so etwas noch nie gesehen. Sie sauste über unseren Köpfen hinweg und verschwand im Wald an der Frontlinie. Ein Krachen war zu hören. Wie wir später erfuhren, sollten mit dieser Drohne im Schlepp die beiden Schornsteine des Kraftwerks Vogelsang gesprengt werden. Doch der Pilot klinkte die mit Sprengstoff gefüllte Ju zu früh aus und die Riesenbombe detonierte in den deutschen Linien. Wir kümmerten uns nun wieder um die angreifenden Russenflugzeuge und da kam auch schon das erste. Ein Magazin war schnell leergeschossen, aber was war das? Sie stürzte einfach nicht ab und feuerte immer weiter, genau auf uns zu. Gegen die gepanzerte IL 2 konnten unsere zwei-Zentimeter-Granaten nichts ausrichten. So stellten wir unser Geballer ein. Im März tauchten dann noch einmal neun Ju 87 auf, um eine russische Unterwasserbrücke nördlich des Kraftwerks zu zerstören. Bomben krachten und heftiges Flakfeuer empfing sie. Bald drehten auch diese Flugzeuge wieder ab."
zusammengestellt von Bernhard Lehmann im Dezember 2012
Seitenanfang